Transatlantischer Donner vor den G-Gipfeln

Logo
June 09, 2010, DIW Berlin: Wochenbericht

(Op-ed by Klaus F. Zimmermann)



Vor den zum Monatsende anstehenden G8- und G20-Wirtschaftsgipfeln stehen die Zeichen auf Sturm. Weder bei der Regulierung der Finanzm�rkte noch bei der Frage der Fortsetzung der Politik der Staatsverschuldung lassen sich die ganz erheblichen Meinungsverschiedenheiten zwischen Nordamerika und Europa unter den Teppich kehren. Dieser transatlantische Dissens ist gef�hrlich und muss aufgel�st werden. Denn ein starker Euro, um den es hierbei derzeit zentral geht, muss auch im Interesse der Vereinigten Staaten liegen.

In Europa haben die Regierungen zu Recht erkannt, dass die W�hrungsschw�che eng mit den zu sp�t und unzureichend bekannt gemachten Sanierungspl�nen zur Bek�mpfung der ausufernden Staatsverschuldung zusammenh�ngt. Diese falsche Politik hatte letztlich die europ�ische W�hrungskrise provoziert, die immer noch zum Kollaps des Euros f�hren kann. Das mangelnde Vertrauen in die Wirtschaftskraft Europas vertrieb die Kapitalanleger aus dem Euro.

Die Forderung der Vereinigten Staaten an Europa, die Ausgabendisziplin nicht zu �bertreiben und die Binnennachfrage auf Kosten des Exports zu st�rken, um so die Weltkonjunktur zu bef�rdern, dient zun�chst nur der amerikanischen Strategie: Dies sichert die Kapitalzufl�sse in die Vereinigten Staaten und lenkt davon ab, dass sich Amerika l�ngst im gleichen Schuldenstrudel befindet. Auf der Rangliste der � gemessen an der Wirtschaftsleistung � gr��ten Staatsschuldenl�nder arbeitet sich Amerika konsequent nach oben und wird noch im Jahresverlauf die 90-Prozent-Marke deutlich �berschreiten. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis diese Entwicklung st�rker ins �ffentliche Blickfeld ger�t.

Der derzeit fallende Eurokurs ist aber gut f�r Europa und schlecht f�r die Vereinigten Staaten. Bei uns st�rkt er den Export, sichert bedrohte Arbeitspl�tze, stimuliert den Konsum und f�rdert damit das Wachstum. F�r die Vereinigten Staaten behindert ein erstarkter Dollar allerdings das erkl�rte Ziel des Pr�sidenten, den Export in naher Zukunft zu verdoppeln, um so das Au�enhandelsdefizit abzubauen. Es ist deshalb auch f�r Amerika wichtig, dass sich der Wechselkurs angemessen stabilisiert.

Das drastische Sparsignal Das von der Bundesregierung zu Wochenbeginn f�r die deutschen Staatshaushalte ausgegeben wurde, sollte deshalb als positiver Beitrag zur globalen Wirtschaftsentwicklung gesehen werden. Der R�ckzug aus der Verschuldungspolitik wird die Kapitalm�rkte beruhigen, die Finanzierung privater Investitionen erleichtern und den Euro st�rken. Die Bundesregierung verdient Unterst�tzung bei der Aufgabe, zaudernde G20-Teilnehmer wie die Vereinigten Staaten davon zu �berzeugen, dass dies der richtige Weg ist. Die gute transatlantische Partnerschaft k�nnte die Basis f�r eine Verst�ndigung sein.


Reprinted with permission.

Back