Die Zukunft liegt in Asien

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August 03, 2011, Darmst�dter Echo

(Gastbeitrag von Klaus F. Zimmermann)

陶冶:Chinesisch吵架一个德国Schulen normal werden wie Englisch

Unsere Arbeitswelt steht mitten in einer stillen Revolution: Nicht mehr Europa und Amerika, sondern China wird zunehmend zur wichtigsten Talentschmiede f�r den Nachwuchs in Forschung, Technik und Wissenschaften. Kein anderes Land der Welt arbeitet seit Jahren konsequenter an der Erkenntnis, dass Investitionen in die Ausbildung der Schl�ssel schlechthin sind f�r Wachstum durch Innovationen. Das einstige "Billiglohnland" hat erfolgreich begriffen, dass jene Staaten den globalen Wettbewerb gewinnen werden, die am nachhaltigsten in international denkende Wirtschaftseliten investieren. Dass es soeben Deutschland als "Exportweltmeister" abgel�st hat, ist nur ein weiteres Indiz hierf�r.

Dieser Aufstieg der neuen asiatischen Supermacht ist das Ergebnis einer klaren strategischen Ausrichtung, die sich an zwei Generallinien orientiert, der Technologieorientierung und der Internationalisierung. So konzentriert China zum einen seine Anstrengungen in den Bereichen von Hochschule, Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchsf�rderung auf jene technologiegetriebenen Berufsbereiche, die die M�rkte von morgen bestimmen. Dabei haben die chinesischen Universit�ten zuletzt j�hrlich fast eine Million Absolventen in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen F�chern verlassen - also exakt in jenen Disziplinen, in denen uns hierzulande der Fachkr�ftemangel schon heute am deutlichsten zur�ckwirft.

Doch die neue �berlegenheit ist keineswegs nur eine Frage der gr��eren Zahl. Denn zum anderen ist die Bildungspolitik Pekings zugleich klar international ausgerichtet; das Land produziert global denkende K�pfe. So pflegt China � ganz im Gegensatz zu dem Vorurteil von einer abgeschlossenen Festung � einen Wissenschaftsaustausch und Ausbildungsbeziehungen zu fast 200 L�ndern. Im Ergebnis entsteht dadurch eine neue, weltweit mobile F�hrungselite, die ihren spezifischen Stil entwickelt, indem sie alte traditionelle Werte des Landes mit westlicher Managementerfahrung und Know-how verbindet. Bestens qualifizierte K�pfe werden so zum wichtigsten Exportartikel des Riesenreiches mit seinen 1,35 Milliarden Einwohnern.

Auch wenn wir die politisch-ideologischen Grundlagen des chinesischen Weges nicht teilen, so m�ssen wir die chinesische Herausforderung doch ernstnehmen. Zum Beispiel, dass viele seiner f�hrenden Hochschulen ein F�nftel ihres Jahresbudgets investieren, um die besten K�pfe der Welt anzulocken. Dieser Prozess der Bildung eines neuen hochqualifizierten Humankapitals wird das asiatische Kernland grundlegend ver�ndern und international weiter �ffnen. Chinesische Studenten sind l�ngst �berall in der Welt zuhause � viele von ihnen kehren mit ihren neu gewonnenen Erfahrungen sp�ter wieder in ihre Heimat zur�ck. So beschleunigt sich die Dynamik beim Aufbau neuer Wissens- und Wirtschaftseliten immer mehr.

Im Westen wird dieser Umbruch noch �berwiegend ignoriert. So hat der j�ngste deutsch-chinesische Gipfel in Berlin diesen weitgehend ausgeblendet. In unseren Schulen lernen derzeit erst rund 5600 Sch�lerinnen und Sch�ler chinesisch als Fremdsprache, nur wenige gar als Abiturfach; Schulpartnerschaften sind ebenso viel zu selten. Dies liegt unter anderem daran, dass es zu wenig qualifizierte Lehrer hierf�r gibt. Kenntnisse �ber das fern�stliche Riesenreich werden auch in unseren Hochschulen kaum vermittelt. Wirkliche China-Exerten sind in Deutschland Mangelware.

Die Herausforderung aus China haben wir dann erst wirklich begriffen, wenn in den deutschen Gymnasien Mandarin � die weltweit meistgesprochene Muttersprache � ebenso selbstverst�ndlich angeboten wird wie Englisch oder Spanisch. Wenn chinesische Gastdozenten an unseren Universit�ten ebenso zum Alltag geh�ren wie Europ�er oder Amerikaner in China. Wenn gemeinsame Studieng�nge zur Realit�t geh�ren. Und deutsche Studierende Auslandssemester in China als Normalfall empfinden.

Der Autor Klaus F. Zimmermann ist Direktor des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn und Honorarprofessor an der Renmin-Universit�t in Peking. Zuvor war er zehn Jahre lang Pr�sident des Deutschen Instituts f�r Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.


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